
Energiewende und Energiekrise Deutschlands Versorgungssicherheit in Gefahr
Die Energiewende stellt Deutschland vor immense Herausforderungen. Während der Ausbau erneuerbarer Energien voranschreitet, rücken Fragen zur Versorgungssicherheit und zur Bewältigung der Energiekrise in den Mittelpunkt. Aktuelle Analysen, wie der Energiewende-Index von McKinsey, werfen ein Schlaglicht auf die drohenden Engpässe im deutschen Stromnetz.
Aktueller Stand der Versorgungssicherheit
Deutschland galt lange als Vorreiter in Sachen Versorgungssicherheit. Im Jahr 2020 betrug die durchschnittliche Stromausfallzeit pro Verbraucher lediglich 15 Minuten. Zum Vergleich: In Frankreich waren es 21 Minuten, in Österreich 38 Minuten und in Bulgarien sogar 370 Minuten. Diese Stabilität war ein entscheidender Standortvorteil für die Industrie. wikipedia.org
Sinkende gesicherte Leistung und steigende Spitzenlast
Die gesicherte Leistung, also die zuverlässig verfügbare Stromkapazität, ist jedoch rückläufig. Während 2010 noch 105 Gigawatt (GW) zur Verfügung standen, waren es Ende 2022 nur noch 90 GW. Prognosen zufolge könnten es bis 2025 nur noch 80 GW und bis 2030 sogar nur noch 70 GW sein, sofern die Ausstiegspläne aus Kohle und Kernkraft wie geplant umgesetzt werden. Gleichzeitig steigt die Spitzenlast, also der maximale Strombedarf, bis 2030 auf bis zu 120 GW an. Dies könnte zu einer Versorgungslücke von bis zu 30 GW führen, was etwa 30 thermischen Großkraftwerken entspricht.
Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung
Um die drohende Versorgungslücke zu schließen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:
Stromimporte: Die maximale stündliche Importkapazität soll von 24 GW im Jahr 2022 auf 35 GW bis 2030 steigen. Allerdings müssen die Nachbarländer in der Lage sein, diese Mengen bereitzustellen.
Batteriespeicher: Bis 2030 könnten Energiespeicher mit einer kumulierten Leistung von 10 GW installiert sein, davon 8 GW in dezentralen PV-Batteriespeichersystemen und 2 GW in Großbatteriespeichern.
Neubau von Gaskraftwerken: Es ist geplant, bis 2030 21 GW neue erdgasbetriebene Kraftwerke ans Netz zu bringen. Aufgrund langer Planungs- und Bauzeiten ist die Realisierung jedoch unsicher.
Steigende Kosten und Energiekrise
Die Energiewende bringt auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Der Haushaltsstrompreis ist gestiegen, und die Gesamtenergiekosten belasten die Haushalte zunehmend. Zudem sind die Kosten für Netzeingriffe, also Maßnahmen zur Stabilisierung des Stromnetzes, deutlich gestiegen. Diese Entwicklungen tragen zur aktuellen Energiekrise bei und erfordern ein Umdenken in der Energiepolitik.
Fazit
Die Energiewende ist ein notwendiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Dennoch dürfen dabei Aspekte wie Versorgungssicherheit und die Bewältigung der Energiekrise nicht vernachlässigt werden. Es bedarf eines ausgewogenen Maßnahmenmixes, um die Herausforderungen zu meistern und die Ziele der Energiewende erfolgreich zu erreichen.